Bibliotheksgeschichte
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man, an den damals
bestehenden deutschen Hochschulen die etablierten
Universitätsbibliotheken durch neue, dezentrale Bibliotheken auf
Fakultäts- und Institutsebene zu ergänzen. Infolgedessen kam es im Jahre
1889 auch in Kiel zur Gründung eines Juristischen Seminars als
wissenschaftliche Bibliothek für die Rechtswissenschaftliche Fakultät.
Das Seminar erlebte im Kaiserreich und vor allem in der Zeit der
Weimarer Republik einen raschen Aufschwung und zählte vor dem Zweiten
Weltkrieg neben der Reichsgerichtsbibliothek in Leipzig zu den bedeutendsten
juristischen Fachbibliotheken Deutschlands. Durch den Krieg wurde die
Aufwärtsentwicklung unterbrochen. Die Verluste unter den Buchbeständen
waren allerdings nur gering und konnten in der Nachkriegszeit im
wesentlichen wieder ausgeglichen werden.
Nachdem bereits 1914 zusätzlich zum Juristischen Seminar das „Institut
für Internationales Recht“ gegründet worden war, erfolgten ab den 50er
Jahren weitere Institutsgründungen innerhalb der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät der CAU, die den Charakter des
Juristischen Seminars und seiner Fachbibliothek veränderten.
Der ursprüngliche Universalanspruch wurde aufgegeben, und man
beschränkte sich beim Bestandsaufbau fortan auf diejenigen
Rechtsgebiete, für die es keine Institute mit eigenen Bibliotheken gab.
Neben den in Kiel traditionell starken Grundlagenfächern
Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie waren und sind dies vor allem die
Kernbereiche des materiellen und formellen Zivilrechts, Öffentlichen
Rechts und Strafrechts.
Bibliotheksprofil
Dies zeigt sich auch an den ausgedehnten, im Jahre 1973 bezogenen Räumlichkeiten innerhalb der Fakultätenblöcke, die lange Phasen provisorischer und beengter Unterbringung beendeten. Sie bieten die Möglichkeit, etwa zwei Drittel der umfangreichen Literaturbestände in systematischer Freihandaufstellung in mehreren Lesesälen zu präsentieren. Hier stehen den Benutzerinnen und Benutzern etwa 600 Arbeitsplätze zur Verfügung.
Ältere Werke (darunter ca. 10.000 Bände Altbestände aus der Zeit vor 1900 und sogar ca. 100 handschriftliche Kollegnachschriften des 19. Jhs.) sind magaziniert, werden aber bei Bedarf in die Lesesäle ausgeliehen.
Foto: Jürgen Haacks / Uni Kiel
Entsprechend dem üblichen Charakter juristischer Seminarbibliotheken ist auch das Kieler Juristische Seminar eine Präsenzbibliothek. Ausleihberechtigt sind lediglich der Lehrkörper der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der CAU sowie mit Einschränkungen Examenskandidaten. Diesem relativ strengen Präsenzcharakter tragen allerdings die ausgedehnten Öffnungszeiten Rechnung (Mo-Fr 8-23 Uhr, Sa 8-19 Uhr, während der Hausarbeitszeit So 10-18 Uhr), die zu den längsten unter allen juristischen Fachbibliotheken in Deutschland gehören.